Schüler unterrichten Schüler
Jahrgangsübergreifendes Mentoring in Französisch
Die Idee entstand bei einem Pausengespräch. Eine Kollegin beklagte sich über ihre Probleme im Französischunterricht einer 11. Klasse. Ein Teil der Schüler benötige dringendst eine Wiederholung der Basisgrammatik, ohne die ein Weiterarbeiten mit den Inhalten der 11. Klasse nicht möglich sei, und in diesen Wiederholungsstunden langweilten sich die leistungsstärkeren Schüler und Schülerinnen. Ich war nicht besonders glücklich über die Übungsphasen im Französischunterricht meiner 8. Klasse mit 33 Schülern: Bei lehrerzentrierten Übungsformen war nur ein Schüler wirklich gefordert, wie weit der Rest der Klasse wirklich mit dachte, konnte ich nicht feststellen. Und bei Partner- oder Gruppenarbeit waren zwar weit mehr Schüler aktiv, ob sie die Aufgaben sorgfältig und richtig lösten, konnte ich aber nicht feststellen.
Da entstand spontan die Idee zu einer Zusammenarbeit. Während die leistungsschwächeren Elftklässler in einer kleinen Gruppe mit der Kollegin Grammatik wiederholten, konnten je zwei oder drei Achtklässler mit einem Experten aus der 11. Klasse intensiv üben. Das Raumproblem war gleich gelöst. Während einige Kleingruppen im Klasszimmer blieben, suchte sich der Rest ein gemütliches Plätzchen im Schulhaus, auf einer Heizung, auf der Treppe oder irgendwo in einer Ecke.
Eine Befragung ergab, dass alle Beteiligten die Zusammenarbeit als sehr positiv empfanden: Die älteren Schüler haben großen Spaß an ihrer Lehrerrolle und besorgten sich unaufgefordert die Bücher ihrer Schützlinge. Sie bestanden darauf, die Arbeitsaufträge für ihre Vorbereitung einen Tag vorher zu bekommen und berichteten übereinstimmend, dass die Zusammenarbeit auch für sie gewinnbringend sei. Auch die Achtklässler üben mit Interesse und Eifer, und wollen die Zusammenarbeit auf jeden Fall weiterführen. Für uns Lehrer ist erstaunlich, wie intensiv und ernsthaft gearbeitet wird. Die Arbeitsaufträge sind so umfangreich, dass wir wohl viel Mühe hätten, sie mit einer großen Klasse in einer Schulstunde zu erledigen. Und in der letzten Schulaufgabe gab es weniger schlechte Noten!
Unser Fazit: Jammern über ungünstige Voraussetzungen bringt uns nicht weiter, aber manchmal gibt es wirklich kreative Lösungen. Es lohnt sich, neue Wege zu erproben.
Florian Sixt
Das Projekt wird seit 2002 jährlich mit verschiedenen Klassenkombinationen erfolgreich fortgeführt. Besonders interessant war die Kooperation eines Grundkurses Fußball für Mädchen mit den Jungen einer siebten Klasse als Mentoren.